Verfasst: 07 Okt 2014 15:39
Aaah, da habe ich ein einziges Mal seit Wochen die Zeit ungelesen liegen lassen und dann entgeht mir sowas.
Jetzt muss ich mein Designerkind in die Eliteschwimmschule fahren, äh natürlich mit dem Privatjet fliegen und weiß nicht, ob ich meinen Leserbrief zu Ende bekommen werde.
Bisher geht er so - Edit, nun die fertige, leider unter Zeitdruck entstandene und schon abgeschickte Version:
Sehr geehrte Redaktion der Zeit,
Herr Ulrich Greiner gibt sich in seinem Artikel „Die Herstellung des Menschen“ offenbar die größte Mühe, seinem – genealogisch gewiss untadeligen - Namen alle Ehre zu machen und die Leserschaft zum Greinen zu bringen. Wie anders könnte man auf solch einen Artikel reagieren?
Hier wird Reproduktionsmedizin munter verglichen mit dem Paarungsverhalten von Kaninchen, mit Nutztierzucht, mit Inzest und Kriminalität. Neben biblischen Zitaten darf eine adelige Gans ganz hochnäsig der Meinung sein, jemand ohne Ahnentafel sei ihrer nicht würdig. Befruchteten Eizellen wird ein Schicksal zugesprochen, und in näherer Zukunft droht das Ende der Zivilisation, weil dann eine reiche Oberschicht optimierte Designerbabys züchtet.
So weit, so wild durcheinander und so fern jeglicher Realität. Diese kenne ich aus jahrelanger persönlicher aufreibender Anschauung. Weil uns leider der einfache Weg der Zeugung aufgrund einer Vorerkrankung versperrt war. Obwohl wir nur auf unsere eigenen Zellen zurückgegriffen haben, ist ein ganz wunderbares, wunderschönes, kluges Kind entstanden. Natürlich. Also scheinbar unnatürlich, aber natürlich natürlich, dass wir begeistert sind von unserem Kind. Und es lieben. Nicht wegen seiner Gene, die in unserem Fall auch unsere sind. Aber wer weiß, wie weit auch wir gegangen wären, wenn es notwendig gewesen wäre. Um ein Kind zu haben. Das hat doch mit Design, Optimierungswahn und sonstigem Nonsens nichts zu tun, den Herr Greiner einfach mal so unterstellt.
Dazwischen klingen in dem Artikel so wichtige Themen an wie das Recht auf Auskunft über die Herkunft, und dass für eine viel zu breite Schicht Reproduktionsmedizin Schicksal ist, als dass darüber einfach hinweggegangen werden könnte und sollte. Aber, um auch mal in die Tierwelt-Vergleichskiste zu greifen: der Hase hoppelt doch wohl hoffentlich in eine ganz andere Richtung.
Dafür bedarf es einer aufgeklärten, aufklärenden Debatte auch in Form von seriösem Journalismus. Der Artikel von Ulrich Greiner gehört hier gewiss nicht dazu.
Bitte vielleicht macht noch jm. mit beim Gegenwind!
GlG K
Jetzt muss ich mein Designerkind in die Eliteschwimmschule fahren, äh natürlich mit dem Privatjet fliegen und weiß nicht, ob ich meinen Leserbrief zu Ende bekommen werde.
Bisher geht er so - Edit, nun die fertige, leider unter Zeitdruck entstandene und schon abgeschickte Version:
Sehr geehrte Redaktion der Zeit,
Herr Ulrich Greiner gibt sich in seinem Artikel „Die Herstellung des Menschen“ offenbar die größte Mühe, seinem – genealogisch gewiss untadeligen - Namen alle Ehre zu machen und die Leserschaft zum Greinen zu bringen. Wie anders könnte man auf solch einen Artikel reagieren?
Hier wird Reproduktionsmedizin munter verglichen mit dem Paarungsverhalten von Kaninchen, mit Nutztierzucht, mit Inzest und Kriminalität. Neben biblischen Zitaten darf eine adelige Gans ganz hochnäsig der Meinung sein, jemand ohne Ahnentafel sei ihrer nicht würdig. Befruchteten Eizellen wird ein Schicksal zugesprochen, und in näherer Zukunft droht das Ende der Zivilisation, weil dann eine reiche Oberschicht optimierte Designerbabys züchtet.
So weit, so wild durcheinander und so fern jeglicher Realität. Diese kenne ich aus jahrelanger persönlicher aufreibender Anschauung. Weil uns leider der einfache Weg der Zeugung aufgrund einer Vorerkrankung versperrt war. Obwohl wir nur auf unsere eigenen Zellen zurückgegriffen haben, ist ein ganz wunderbares, wunderschönes, kluges Kind entstanden. Natürlich. Also scheinbar unnatürlich, aber natürlich natürlich, dass wir begeistert sind von unserem Kind. Und es lieben. Nicht wegen seiner Gene, die in unserem Fall auch unsere sind. Aber wer weiß, wie weit auch wir gegangen wären, wenn es notwendig gewesen wäre. Um ein Kind zu haben. Das hat doch mit Design, Optimierungswahn und sonstigem Nonsens nichts zu tun, den Herr Greiner einfach mal so unterstellt.
Dazwischen klingen in dem Artikel so wichtige Themen an wie das Recht auf Auskunft über die Herkunft, und dass für eine viel zu breite Schicht Reproduktionsmedizin Schicksal ist, als dass darüber einfach hinweggegangen werden könnte und sollte. Aber, um auch mal in die Tierwelt-Vergleichskiste zu greifen: der Hase hoppelt doch wohl hoffentlich in eine ganz andere Richtung.
Dafür bedarf es einer aufgeklärten, aufklärenden Debatte auch in Form von seriösem Journalismus. Der Artikel von Ulrich Greiner gehört hier gewiss nicht dazu.
Bitte vielleicht macht noch jm. mit beim Gegenwind!
GlG K