rebella67 hat geschrieben:@Fiducia, schön, dass der christliche Gott sich wegen deinem Glauben so schön darum bemüht, die ein schönes Leben zu bereiten. Bei vielen anderen ebenso Gläubigen hat er das nicht gemacht. Den Vergleich mit dem Nationalsozialismus und vergewaltigten und ermordeten Kindern muss ich ja nicht mehr bringen. Hat ja Mondschaf schon getan.
Was ich nicht recht verstehe, ist, dass es mir immer noch so gut geht, obwohl ich ja nicht so zimperlich mit euerm Gott umgehe. Auch mache ich oft genau das Gegenteil von dem, was ihr meint, was er von mir erwartet (Ungehorsam). Er hätte mich längst beseitigen müssen. Jedenfalls schon gar nicht liebevoll mit mir umgehen.
Ach Rebella,
irgendwie tust du mir echt leid ...
Ich bin mir dessen gewiss, dass MEIN Glaube keine Gewähr für ein "gutes", soll heißen sorgen- oder leidfreies Leben ist. Im Gegenteil - zum einen gibt es da noch einen Gegenspieler, der immer wieder alles versucht mich zu einem "sage Gott ab und stirb" (Hiob) zu bringen, zum anderen gibt es an keiner Stelle in der Bibel die Garantie für ein glückliches Leben hier auf dieser Erde, im Gegenteil. Unser Leben wird häufig als "Jammertal" geschildert, geprägt von Krankheit, dem Wissen um die Endlichkeit, Neid und Missgunst, der Boshaftigkeit der Menschen, ... allem halt, was wir als Folge des Sündenfalls, der Entfernung von Gott verstehen. Nationalsozialismus, Vergewaltigung, Misshandlung und Mord gehören genauso zu diesen Folgen wie der Egoismus und die Gier, die z.B. mit dafür verantwortlich sind, dass in anderen Ländern Kinder verhungern oder die Natur so ausgebeutet und zerstört wird, dass es zu Katastrophen kommen muss.
Das Leben als Christ ist ein Leben in der Nachfolge von Jesus, d.h. ihm hinterher, und wohin ihn sein irdisches Leben geführt hat, dürfte hinreichend bekannt sein. Was wir jedoch haben, ist die Gewissheit einer Ewigkeit ohne Leid, Schmerzen, Tränen und Tod.
Ich selbst hatte auch schon Zeiten, da konnte ich nur noch beten "Gott, erhalte mir den Glauben, ich selber kann's gerade nicht" und "halt du mein Vertrauen auf dich". Glaube ist nämlich nie MEINER, keine eigene Leistung, sondern immer Geschenk Gottes. Dass ein Mensch glauben kann und beim Glauben bleibt, bewirkt Gott in ihm. Natürlich können wir das Geschenk aktiv ablehnen bzw. zum Bleiben aktiv beitragen. Aber menschliches Tun ist nie das Maßgebliche, sondern Gottes Getan.
Meine Fehlgeburt konnte ich nicht sofort aus Gottes Hand annehmen, im Gegensatz zu meinem Mann, aber ich konnte mit meinem Schmerz und dem Leid zu ihm gehen. Auch die Folgen der FG und das nun (angesichts unseres Alters) lange Warten auf die Schwangerschaft waren keine einfachen Zeiten, selbst die ersten Schwangerschaftsmonate waren von großen Schwierigkeiten und der Angst um das Leben unserer Kinder geprägt - von wegen und "Gott gibt dir wegen deines Glaubens ein gutes Leben". Ich hatte in der Zeit viele Fragen, habe auch mit Gott gehadert, aber letztlich durfte ich wieder an den Punkt kommen, an dem ich sagen konnte: "DU bist Gott und DU weißt was gut ist - DEIN Wille für mein Leben ist gut, und ich füge mich in deinen Willen ein." - Was wäre das für ein Gott, dem ich nur in guten Zeiten vertraue, was wäre das für ein Glaube, der nur dann trägt, wenn alles glatt geht.
Ich wusste und weiß trotz allem, auch den schwersten Stunden, dass Gott mich liebt. Diese Gewissheit wird mir nichts und niemand nehmen!
Gott sei Dank habe ich einen Mann, der mit mir im Glauben steht, und Freunde und Familie, zu denen ich einen Notschrei loslassen kann, und die mich dann im Gebet tragen, für mich glauben wenn ich es nicht mehr selber kann.
Zu deiner Anmerkung, dass es dir immer noch so gut geht, trotz deines Nicht-Glaubens:
Davon spricht schon die Bibel: "Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen; mein Tritt wäre beinahe geglitten. Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen, als ich sah, daß es den Gottlosen so gut ging. Denn für sie gibt es keine Qualen, gesund und feist ist ihr Leib. Sie sind nicht in Mühsal wie sonst die Leute und werden nicht wie andere Menschen geplagt. 6 Darum prangen sie in Hoffart und hüllen sich in Frevel. Sie brüsten sich wie ein fetter Wanst, sie tun, was ihnen einfällt. Sie achten alles für nichts und reden böse, sie reden und lästern hoch her. Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein; was sie sagen, das soll gelten auf Erden. Darum fällt ihnen der Pöbel zu und läuft ihnen zu in Haufen wie Wasser. Sie sprechen: Wie sollte Gott es wissen? Wie sollte der Höchste etwas merken? Siehe, das sind die Gottlosen; die sind glücklich in der Welt und werden reich. Soll es denn umsonst sein, daß ich mein Herz rein hielt und meine Hände in Unschuld wasche?" - Asaph, der Dichter dieses Liedes, hatte ein großes Problem damit, dass es schon zu seiner Zeit den Nichtglaubenden oft besser ging als den Gläubigen. Das Phänomen ist also nicht neu. Er wurde jedoch getröstet, als er sich dann überlegte wie gering die Lebenszeit des Einzelnen ist im Vergleich zur Ewigkeit.
Wie schon in einem vorigen Posting geschrieben: Ich glaube nicht, dass ein Nichtglaubender das wirklich verstehen kann, man wird alles irgendwie wegerklären können und wieder Gegenargumente finden. Ich möchte auch weder jemanden überreden noch überzeugen, das kann ich nämlich gar nicht, sondern dort, wo es dran ist, bezeugen - zumal du mich ja nochmals persönlich angesprochen hast.
Noch etwas ganz anderes: Ich frage mich, woher dein missionarischer Eifer (manchmal kommt es mir fast wie Hass vor) auf den christlichen Glauben und den Gott der Bibel kommt, und ob nicht ganz tief drin Verletzungen stecken, Enttäuschung von Christen, vielleicht sogar die Sehnsucht, doch so glauben zu können. - Nein, ich will dir nichts unterstellen, aber diese Frage stelle ich mir immer wieder, wenn ich deine Beiträge lese.
Gruß,
Fiducia