Morgen, Ihr Lieben!
Bevor ich's vergesse: vielen Dank für die lieben Grüße und positiven Schwingungen von gestern, ich habe mich sehr darüber gefreut! Ihr seid echt klasse!
An Berti&Berta: Ich fand deinen Bericht - einmal mehr - sehr berührend. Es tut mir unsagbar leid für Euch, daß Ihr diese Enttäuschung einstecken mußtet und ich wünsche Euch viel Kraft und Mut, um auch damit zurande zu kommen.
Euer Unwohlsein kann ich allerdings auch sehr gut verstehen. Was ich als besonders ärgerlich empfinde, ist diese Kette von Anzeichen dafür, daß ihr eben doch wie "Standardpatienten" behandelt wurdet. Zugegeben, jeder Fall weist bestimmt seine spezifischen Schwierigkeiten auf, so daß man wahrscheinlich mit guten Gründen sagen kann, am Ende seien alle Fälle gleich schwierig.
Ich sehe das aber nicht so, denn daß es ungleich schwerer ist , mit TESE-Material zu arbeiten, als mit konventionellem Sperma, ist offensichtlich. Daher finde ich die OP-Planung mindestens fragwürdig (wir wissen natürlich nicht, was die anderen Patienten hatten, aber selbst, wenn's bei denen auch schwierig war, würde ich meinen, daß man sich dann nicht so viele schwierige Jobs auf den selben Tag legen kann). Und daß Ihr überhaupt früher drangekommen seit, als ursprünglich vorgesehen, finde ich auch nicht in Ordnung. Wie wäre es denn dann erst gelaufen? Und daß die restlichen Proben erst aufgetaut wurden, nachdem ihr nachgehakt habt, finde ich total daneben. Also mal im Ernst: Wenn man findet, daß das Material eh'nix taugt, dann kann man das den Patienten auch gleich sagen. Ich halte nix davon, die Leute in Watte zu packen und immer alles schön zureden, damit bloß keiner wegen der (nur scheinbar, es geht ja nur um die Darstellung, nicht um die tatsächliche Lage) schlechten Ausgangsposition den Mut verliert.
Was mich auch wundert, ist, daß die Eizellen dann nicht eingefroren wurden. Daß sich das nach der zweiten Suchaktion vielleicht nicht merh gelohnt hat, kann ich mir vorstellen. Aber wenn es grundsätzlich mit ordentlichen Erfolgsaussichten möglich ist, unbefruchtete Eizellen einzufrieren, muß das doch auch im FCH gehen.
Und genauso blöde finde ich, daß es heißt, daß sie dann beim nächsten Versuch ganz sorgfältig arbeiten würden. Solche Aussagen sollte man nicht überbewerten, aber ich finde, Ihr konntet schon beim ersten Versuch erwarten, daß so genau wie irgend möglich gesucht wird!
Ich will ja gar nicht bestreitemn, daß im FCH generell sehr professionell gearbeitet wird und ich fand auch alle nett, mit denen ich dort zu tun hatte. keine Frage. Aber das macht die Leute nicht unfehlbar, und ich gebe sowohl Suse als auch Berti recht:
- Die Erfolgsquoten sind echt gut, aber nicht einzigartig.
- Es ist nicht zu übersehen, daß allein in diesem unseren Ordner etliche Leute ein erhebliches Problem damit hatten, Fragen zur Behandlung zu stellen, ganz zu schweigen davon, was sie als Reaktionen auf Fragen nach dem Sinn einzelner Behandlungsschritte geerntet haben. Und mit Fragen nach möglichen Alternativen war ja wohl zumindest bei Fischer und Rudolf kein Blumentopf zu gewinnen. Ich finde es aber nicht richtig, wenn ein Arzt, der sich doch darüber im Klaren sein muss, welche emotionale (und finanzielle) Tragweite die Behandlung und ihre Umstände für seine Patienten haben, Fragen zur Behandlung schnell abbügelt, als hätte man seine Kompetenz in Frage gestellt.
Also bitte, ich bin natürlich als Jurist nocht nicht trocken hinter den Ohren, aber wenn hier ein Mandant fragt, wieso er wie wann wo und gegen wen klagen oder nicht klagen soll, ist es mein Job, ihm wenigstens kurz zu erklären, was es damit auf sich hat. Dafür kriegen Anwälte ihre Gebühren (auch wenn viele das anders sehen). Und da geht's meistens "nur" um Geld, nicht um die Gesundheit oder die Familienplanung.
Das Fazit dieser weitschweifigen Tirade: Ich gewinne immer mehr den Eindruck, daß das FCH eine nahezu perfekt eingespielte Medizin-Fabrik ist, in der den allermeisten Patienten vermutlich optimal geholfen wird (soweit in Deutschland erlaubt). Ein bißchen wie ein schweizer Uhrwerk.
Wenn man aber irgendwelche Besonderheiten aufweist, oder die Vorstellung hat, auf Augenhöhe über die Behandlung reden zu wollen und nicht wie ein braves Schaf passiv alles macht, was einem gesagt wird, wird's ungemütlich.
Insofern solltet Ihr das jetzt Erlebte erstmal sacken lassen und nicht vorschnell irgendwelche Schlüsse ziehen, bevor Ihr sicher seit, wie sehr Euch das wirklich gestört hat. Klingt jetzt furchtbar altklug, pardon.
Jedenfalls glaube ich ganz sicher nicht, daß es schon Zeit ist, die Idee von 100% eigenen Kindern abzuhaken - da sollte doch Einiges an Verbesserung drin sein. Nur Mut,
