Hallo ,
auch wenn die Fallzahlen im D.I.R nicht bundesweit erhoben werden ( daher eigentlich off topic) interessiert es manche evtl., daß es
zu den sog. “Schwangerschaftswundern“ eine wissenschaftliche Studie (siehe Publikationsliste von Dr. Kupka
http://www.kupka.info/publikationen.html ) gibt,
die Ergebnisse wurden letzes Jahr im Reproduktionsmediziner ( Springer) veröffentlicht ( ohne Passwort nur Abstracts lesbar)
-> Nachtrag/Änderung(24.09)
Link funktioniert nicht mehr, wegen aktueller Änderung d. springer.de - Online-Seite, daher Zitat aus d. Artikel
„Spontaner Schwangerschaftseintritt nach Sterilitätstherapie, Adoption
und psychologische Beratung“ (M.S.Kupka · A.Soballa · H. van der Ven ;
Springer: Reproduktionsmedizin 2002 · 18/3)
Zusammenfassung/ Abstract:
Nach 1005 unterschiedlichen Sterilitätsbehandlungen von 226 Paaren trat in 14% eine spontane Schwangerschaft ein. Die Behandlungen wurden zwischen November 1987 und Februar 1997 durchgeführt. Die statistische
Auswertung erfolgte mittels Student-t-Test und χ2-Test.Eine psychologische Beratung wurde in 21% wahrgenommen und war häufiger bei Paaren mit späterem spontanen Schwangerschaftseintritt.Nur 10% aller Paare stellten einen Adoptionsantrag.
In der Gruppe von Patientinnen mit therapiebedingtem Schwangerschaftseintritt war die Abortrate bedeutend höher als im Kollektiv der Paare mit spontanem Schwangerschaftseintritt (27% vs.9%).Es zeigten sich ebenfalls statistisch signifikante Unterschiede in Bezug auf das Alter der Frau und der Anzahl normaler Spermiogrammergebnisse.
„Verbesserungen in allen Bereichen der assistierten Reproduktion haben die Schwangerschaftsraten unter subfertilen
Paaren erhöht. Dennoch wird parallel dazu auch über spontane Schwangerschaftseintritte nach ART-Behandlungen
berichtet. Zum Beispiel wurde in Japan und Frankreich ein spontaner Schwangerschaftseintritte nach der Geburt eines IVF-Babys in 18% bzw.9% berichtet [8, 21].
Ohne die behandlungsabhängigen Schwangerschaften einer IVFGruppe zu berücksichtigen, wurde von
Roh et al. und Haney et al. über eine spontane Schwangerschaftsrate von 7% berichtet [5, 7]
Wird ausschließlich ein bilateraler Tubenverschluss ausgeschlossen, wurden 8% spontaneSchwangerschaften unter israelischen Paaren beschrieben [4].
Wird zusätzlich noch eine Azoospermie in einer IVFGruppe ausgeschlossen, wurden 11% spontane Schwangerschaften von Vardon et al. beschrieben [6]. Ohne Berücksichtigung der Art der vorherigen Sterilitätstherapie berichtet Merzoug et
al. über 16% behandlungsunabhängige Schwangerschaften [2]. Hennelly et al. beschrieben eine Rate von 21% spontaner
Schwangerschaften nach erfolgreicherIVF-Behandlung [1].
In der vorliegenden Untersuchung trat eine Schwangerschaft bei 71 von 226 Paaren in Folge einer erfolgreichen Behandlung ein. Fünf Faktoren helfen, die relativ niedrige Schwangerschaftsrate pro einzelner Therapieform zu erklären:
1. Die Behandlungen wurden in einer Zeit ausgeführt, wo neue erfolgreiche Methoden und medikamentöse Substanzen
für die kontrollierte ovarielle Überstimulation gerade erst eingeführt wurden.
2. Die Erfolgsquote wurde von dem relativ hohen Prozentsatz männlicher Subfertilität beeinflusst (30%).
3. Die ovarielle Stimulation wurde in moderater Weise durchgeführt, sodass keine höhergradigen Schwangerschaften
auftraten.
4.Die spezielle deutsche Gesetzgebung (Embryonenschutzgesetz) mit einem Maximum von 3 transferierten Embryonen
und dem Verbot von Spenderprogrammen
ist zu berücksichtigen.
5. Ein Krankenhaus der Maximalversorgung impliziert eine gewisse Auswahl von Patienten, deren Mehrheit
bereits erfolglos in anderen reproduktionsmedizinischen Einrichtungen behandelt wurde.
Das Alter der Frau
Einer der wichtigsten prognostischen Faktoren im Rahmen der Sterilitätstherapie ist das Alter der Frau [17]. Dies
konnte auch für den spontanen Eintritt einer Schwangerschaft nach ART-Behandlung in der vorliegenden Untersuchung
gezeigt werden.Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Patientinnen mit und ohne spätere spontane
Konzeption konnte nachgewiesen werden.
Die Dauer der Unfruchtbarkeit steht zweifellos mit dem Alter in direktem Zusammenhang. Hier konnte aber kein Unterschied zwischen den zwei Gruppen gezeigt werden.
Spontane Konzeption
Eine erfolgreiche Sterilitätstherapie und die Wahrscheinlichkeit eines späteren spontanen Schwangerschaftseintrittes
sind korreliert,wie auch von Fadini et al. gezeigt worden ist [3]. In der Gruppe von Patientinnen mit späteren spontanen
Schwangerschaftseintritten betrug die therapiebedingte Schwangerschaftsrate 11% gegenüber 7% in der Gruppe von Patientinnen ohne spontane Konzeption.
Zu Beginn der ART-Behandlung erfolgte die Einteilung in primäre und sekundäre Sterilität. Zu diesem Zeitpunkt schien eine vorherige Schwangerschaft keinen Einfluss auf eine spätere spontane Schwangerschaft zu haben.Paare mit einer sekundären Sterilität fanden sich häufiger in der Gruppe von Patienten ohne spätere spontane Konzeption, wie es auch in der Untersuchung von Hennelly et al. beschrieben wurde [1].
Die meisten spontanen Konzeptionen wurden in einem Zeitrahmen von 2 Jahren nach dem Ende der ART-Behandlungen
beobachtet [1, 8].
Diese Spanne war in der vorliegenden Untersuchung mit 18 Monaten fast identisch.
Eine erhöhte Rate von Fehlgeburten bei Frauen, die eine ART-Behandlung durchlaufen hatten,wurde in vielen Untersuchungen beschrieben [22, 23].
Tatham et al. fasste zusammen, dass mindestens 15% der Schwangerschaften nach einer ART-Behandlung in einem
Abort enden [22]. Die Fehlgeburtsrate dieser Studie betrug 21% und zeigte einen statistisch signifikanten Unterschied
zwischen den zwei Gruppen. Die Anzahl von Patienten war relativ gering und die statistische Signifikanz zwar vorhanden,
jedoch nur knapp an das Signifikanzniveau heranreichend (p=0,046). Dies könnte die relativ niedrige Fehlgeburtsrate
in Gruppe II erklären.
Psychotherapeutische Beratung
Eine reproduktionsmedizinische Behandlung zu durchlaufen muss nicht zwangsweise mit Zeichen von psychologischer
Fehlanpassung verbunden sein [9]. Dennoch können ART-Behandlungen für Männer und Frauen Stress bedeuten [24]. Stress-Management-Gruppen und psychologische Kurz-Interventions-Therapien während der Behandlung wurden von Brandt und Zech sowie von McNaughton-Cassill et al.beschrieben [10, 25]. Poehl et al. beschrieb, dass 18% eines großen reproduktionsmedizinisch betreuten Kollektives psychotherapeutische Beratung in Anspruch nahm und weitere 10% einer solchen Hilfestellung gegenüber offen eingestellt waren [26].
In der vorliegenden Studie entschlossen sich 21% der Paare, eine psychotherapeutische Beratung in Anspruch zu nehmen. Dabei gab es in den 2 Patientengruppen einen statistisch signifikanten Unterschied. Siebzig Prozent der Paare begannen die Therapie schon während der ART-Behandlung. Zum Zeitpunkt der Datenanalyse waren IVFZentren in Deutschland noch nicht verpflichtet, psychologische Betreuung integriert anzubieten.Dies änderte sich, so dass es nun leichter wurde,Paaren diese Unterstützung in derselben Klinik zukommen zu lassen. Stressreduktion kann nicht nur nach Akzeptanz einer
ungewollten Kinderlosigkeit beobachtet werden, sondern auch in unterschiedlichen Lebenssituationen gehäuft auftreten
[26].So berichteten in der vorliegenden Untersuchung 6 Paare von einem spontanen Schwangerschaftseintritt nach einem Urlaub.
Adoption
Aufgrund der bürokratischen Handhabung und weitreichenden zeitlichen Verzögerungen bei Stellung eines Adoptionsantrages in Deutschland entscheiden sich viele Paaren für ein Kind aus dem Ausland.Dies steht auch in Zusammenhang mit den Einschränkungen durch das deutsche Embryonenschutztgesetz.
In der vorliegenden Untersuchung stellten 10% der Paare einen Adoptionsantrag;
die Hälfte noch während der ART-Behandlung.
Renne titelte einen Beitrag „Es gibt immer noch die Adoption“ [14]. Dies scheint für einige Paare die Motivation
zu beinhalten, zunächst alle modernen Therapieformen der assistierten
Reproduktionstechnologie auszuschöpfen.“
„Der Eintritt einer spontanen Schwangerschaft nach Sterilitätstherapie sollte immer noch in die Beratung eines Paares vor Beginn einer Behandlung integriert werden. Je nach Alter und andrologischen
Parametern unterscheidet sich der Prozentsatz für dieses unerwartet freudige
Ereignis.Der positive Effekt einer psychologischen Beratung während und nach der
Therapie sollte erwähnt werden, ebenso wie die Adoption als eine Alternative zur
Erfüllung eines lang bestehenden Kinderwunsches.“
eine weitere Studie ( v. Dr. Kupka ...)
“Spontaner Schwangerschaftseintritt nach Einsatz unterschiedlicher Techniken der assistierten Reproduktion “
dazu ist laut d. Publikationsliste in Arbeit.
Liebe Grüsse,
Birgit