free, dieses "von sich auf andere schließen" hast du doch selbst eingebracht, mir war und ist es gar kein Anliegen, darauf irgendwie auf besondere Weise zu bestehen oder so. Wie gesagt, ich versuche mich einfach in diese Menschen hineinzuversetzen, allerdings beziehe ich da auch nicht nur meine eigenen Erfahrungen ein. Natürlich ist Empathie nicht nur daran gebunden, aber wenn man ähnliche Erfahrungen gemacht hat, ist das schon nochmal eine andere Verständnisebene. Denn die Erfahrungen von Samenspenderkindern sind denen von Embryonenspendekindern nicht sehr fern... Da ist es nochmal was anderes, sich als heterosexueller Mensch in die Situation eines transsexuellen hineinzuversetzen.
Du hast Recht, wenn du sagst, dass die eigenen Erfahrungen nicht der einzige Bezugspunkt sein sollten, um ein differenziertes Bild darüber zu bekommen. Ähnlich trügerisch ist es jedoch auch, sich nur auf etwas zu verlassen, wo "Studie" oben drüber steht. Ich weiß nicht, wie sensibilisiert du in Sachen Forschung und Wissenschaft bist, aber die menschliche Psyche mit Zahlen zu bemessen, ist so eine Sache. Das ist eine relativ kostengünstige Methode, mit der man schnell durch große Zahlen beeindruckende Ergebnisse präsentieren kann, deren Aussagekraft man jedoch in vielen Fällen in Frage stellen kann. Das gilt auch für viele Studien im Bereich Reproduktionsmedizin.
Wenn ich so was lese:
Zum Beispiel wird gefragt, wie die Kinder in der Schule klar kommen, ob sie sozial gut in ihr Umfeld integriert sind, ob sie Ängste haben, wie fröhlich sie sind, wie das Verhältnis zu den Eltern ist, ....
... dann ist das für mich absolut nichtssagend. Zumal ich das z.B. gerade in meinem Fall auch alles abnicken kann. Und das wie gesagt sogar als spät aufgeklärtes Spenderkind, bei denen doch anscheinend alles scheiße sein müsste. Aber nein, auch ich hocke nicht heulend in der Ecke.
Wie gesagt, hier wird eine Kausalverbindung hergestellt, die ich recht schwierig finde. Sicherlich ist es schön zu wissen, dass sich Spenderkinder in diesen Bereichen gut entwickeln, aber da fehlt doch der Blick in die Seele dieser Menschen. Das ist schwer mit standardisierten Fragebögen zu erfassen, also aus meiner (fachlichen) Sicht methodisch der völlig falsche Zugang.
Damit will ich nicht sagen, dass die existierenden Studien alle Müll sind, nein, es ist gut, dass überhaupt Studien durchgeführt werden und jeder untersuchte Teilbereich ist auf seine Weise interessant und erkenntnisreich. Aber auch hier gilt es wachsam zu sein. Übrigens lohnt sich dabei auch der Blick in die Psychologie allgemein, also losgelöst von irgendwelchen Eingrenzungen nur im Hinblick auf die Reproduktionsmedizin oder reine Untersuchungen des Verhaltens. Wenn man so ein bisschen versteht, was die Seele des Menschen ausmacht, sieht man das vielleicht auch nochmal anders...
free hat geschrieben:Nera hat geschrieben: Wenn das Thema scheinbar komplett ausgeblendet wird, würde ich mich eher fragen, was dazu führt, dass die Beschäftigung mit dem Thema nicht zugelassen wird.
nera,in diesen studien,die ich kenne,wird dieses thema nicht ausgeblendet.die kinder wachsen auch mit dem wissen um ihrer halbgeschwister auf.ich frage mich gerade,warum spaltest du diesen anteil ab?
Ich beziehe mich damit nicht auf irgendwelche Studien, sondern auf die hier offenbar verbreitete Ansicht, dass es Spenderkinder gibt, die das Ihr Leben lang null beeinflusst (siehe Rebella). Man kann damit klar kommen, es ist nicht für alle ein ständig andauerndes belastendes Problem, das will ich damit nicht sagen. Jedoch Einfluss hat es immer, und je nach Lebensphase mal einen größeren oder kleineren. Und um überhaupt erstmal dazu zu kommen, dass man damit gut leben kann, ist ein psychischer Aufwand erforderlich.
Du beziehst dich wahrscheinlich auf amerikanische Studien. In Amerika sind die Rahmenbedingungen ganz andere, als hier in Deutschland. Dort mag auch zutreffen, dass einige Spenderkinder ihre Halbgeschwister kennen. In Deutschland trifft das jedoch nur auf einen seeehr kleinen Bruchteil aller Spenderkinder zu.
Was die falschen Tatsachen angeht, hab ich auch keine Lust mich ständig zu wiederholen, dennoch mache ich es jetzt nochmal. Wenn hier geschrieben wird, dass rein aus Verdacht, weil man Hassgefühle hat, Strafanzeige gestellt wird, dann kann ich nur sagen, dass das schlichtweg falsch ist. Und nicht nur das, es ist eine ziemliche Grenzüberschreitung im Hinblick auf die Person, die die Anzeige gestellt hat und das ja nun auch nicht zum ersten Mal.
@mondschaf: von verdrängen habe ich nichts geschrieben.
rebella67 hat geschrieben:Du hättest mal sehen sollen, wie wenig kompetent die meisten Redner dort aufgetreten sind. ... Es war so ungefähr auf Schölerniveau, wenn ein Schüler in der Klasse einen kleinen Vortrag halten soll. ...
Na, dann hab ich ja nichts verpasst.
kannst mich ja das nächste Mal vorher darauf hinweisen, dann überlege ich mir, ob ich mal einen Ausflug dorthin unternehme, sollte ich die Zeit dafür haben...
Es gibt auch keine wirkliche Antwort auf die Frage, ab wann ganz genau der Mensch als Mensch betrachtet werden kann.[...] Da jedoch verschiedene Antworten möglich sind, sollte man alle diese Antworten zulassen.
Genau darum geht es ja, ab wann ist der Mensch als menschliches Individuum zu betrachten, das besonders schützenswert ist. Aus Sicht des Gesetzes ist das ab dem Zeitpunkt der Kernverschmelzung der Fall, sprich dann ist die Farbe grün da, auch wenn sich vielleicht im Laufe des Lebens die Intensität des Grüns verändert. Am Ende ist es grün...
Wenn wir nur einfach uns darüber unterhalten, dann kann natürlich jeder eine Meinung haben und dann ist es auch völlig irrelevant, ob diese Antworten realitätsnah sind oder nicht. Gesetze haben jedoch nicht die Eigenschaft alle Antworten und Handlungen zuzulassen, wenn dabei ein anderer Mensch konkret betroffen ist. Wie gesagt, Menschen gelten als besonders schützenswert, das gilt auch schon für die Embryonen. Hier wird der spätere Mensch in eine sehr heikle Lebenssituation gebracht.
Ein Mensch, selbst wenn es das eigene Kind ist, ist nicht das Eigentum eines anderen, mit dem man tun und lassen kann, was man will. Ich bin froh, dass der Gesetzgeber da mit drauf schaut und an bestimmten Stellen die Grenzen aufzeigt...
Wenn sie es nicht selbst austragen können/ wollen, dann entscheiden sie, ob gespendet oder verworfen wird. Zu diesem Zeitpunkt hat das Interesse der Eltern am Weiterleben des von ihnen als Mensch betrachteten Embryos Gewicht, zu einem späteren Zeitpunkt geht das so nicht mehr.
Das ist genau der Knackpunkt, an dem sich die Geister scheiden. Eizellen im Vorkernstadium werden noch nicht als Embryonen deklariert. Wenn sie zur Spende freigegeben werden, dann werden sie jedoch in genau der Absicht weiter kultiviert, sie an Eltern abzugeben, die nicht die genetischen Eltern sind. Und das wird unter dem Gesichtspunkt einer geteilten Mutterschaft als kritisch angesehen.
Das ist sicher interessant, mal zu betrachten. Jedoch würde ich mich eben nicht von so kulturellen Wurzeln bevormunden lassen. Für mich persönlich empfinde ich das Christentum nicht als Wurzel. - Solange man sich nicht daran binden muss, ist es ja o.k. Wenn aber daraus Gesetze abgeleitet werden, müssen wir uns doch daran binden.
Niemand muss sich individuell daran binden, dafür gibt es ja die Religionsfreiheit. Aber wie gesagt, es sind die Wurzeln unserer Kultur, welche die heutige deutsche Gesellschaft prägt. Auch dich, selbst wenn du versuchst es zu leugnen.

Dafür muss man nicht an einen Gott glauben. Wenn für diese Gesellschaft Gesetze verabschiedet werden, dann ist das schon ein Gesichtspunkt, der nicht völlig irrelevant ist. Es ist ja nicht der einzige Anhaltspunkt, die Natur- und Geisteswissenschaften werden bei diesem Gesetz ja ebenfalls einbezogen. Und so kommt dann eben ein Kompromiss zustande.
Was ist denn am Gefrierprozess künstlich?
Was ist am Gefrierprozess und der anschließenden Lagerung nicht künstlich?